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Donnerstag, 15. März 2018

Rezension Anne Reinecke

"Leinsee" von Anne Reinecke


Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (28. Februar 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257070144
ISBN-13: 978-3257070149


Inhaltsangabe:

Karl ist noch nicht einmal 30 und hat sich schon als Künstler in Berlin einen Namen gemacht. Er ist der Sohn von August und Ada Stiegenhauer, ›dem‹ Glamourpaar der deutschen Kunstszene. Doch in der symbiotischen Beziehung seiner Eltern war kein Platz für ein Kind. Nun ist der Vater tot, die Mutter schwer erkrankt. Karls Kosmos beginnt zu schwanken und steht plötzlich still. Die einzige Konstante ist ausgerechnet das kleine Mädchen Tanja, das ihn mit kindlicher Unbekümmertheit zurück ins Leben lockt. Und es beginnt ein Roman, wild wie ein Gewitter, zart wie ein Hauch.

Autoreninfo:

Anne Reinecke, geboren 1978, hat Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur studiert und für verschiedene Theater-, Film- und Ausstellungsprojekte sowie als Stadtführerin gearbeitet. "Leinsee" ist ihr erster Roman. Für das Manuskript wurde sie mit einem Stipendium der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berlin. 

Meine Meinung:

Titel: Ein neuer Stern am Autorinnenhimmel... 

Versprochen bekam ich seitens des Verlages (Klappentext), dass es sich bei diesem Roman um ein Debüt handelt, das Aufsehen erregen wird, geliefert bekam ich so viel mehr.

In der Geschichte geht es um den Mittzwanziger Karl, dessen Eltern gefeierte Kunststars sind. Als sein Vater stirbt, kehrt er nach langer Abwesenheit heim und was ihn da erwartet, damit hat er selbst nie gerechnet.

Durch die Handlung führt uns ein auktorialer Erzähler, der uns Karl und seine Umgebung näher bringt.

Karl ist als Figur schon etwas Besonderes. Am Anfang weiß man noch nicht so recht was mit ihm anzufangen, da er sich direkt in der Einstiegsszene übergibt und generell zu viel trinkt. Doch je mehr man über ihn erfährt, desto mehr Verständnis hat man für ihn. Ich konnte mich gut in seine Lage hineinversetzen und mit ihm mitfühlen.

Ebenfalls nicht unerwähnt lassen möchte ich die Figur der Tanja. Auch wenn man nicht sonderlich viel über sie erfährt, so macht sie den Leser doch aber neugierig auf sich. Besonders gefallen hat mir wie gut sie Karl tut und das wo sie zu Beginn der Handlung gerade einmal acht Jahre alt ist.

Das Besondere an dem Roman ist zudem, dass jedes Kapitel mit einer Farbe überschrieben ist, die dann später in der Handlung auftaucht. Dabei sind das keine normalen Farben wie rot, grün oder blau, sondern Farben wie föhnblond, geranienrot oder nebelgrau.

Kunst spielt in der Handlung zwar eine Rolle, liegt aber nie im Fokus.

Ansonsten besticht das Geschriebene vor allem durch überaus gelungene Sätze, die lange im Gedächtnis bleiben. Ich habe selten ein Buch voll so schöner Worte und Formulierungen gelesen. Ich bin ja ein Fan von sprachlichen Bildern und die bekommt man geboten.
 

Hier mal ein Beispiel: "Das Laken, mit dem sie den Vater bedeckt hatten, trug rechtwinklige Linien, wo es gefaltet gewesen war, ein schöner Kontrast zu der unregelmäßigen Form darunter, fand Karl." (S. 21) oder "Aufregung kroch seine Wirbelsäule hoch, wie eine Ameisenstraße, in den Nacken und dann in den Kopf hinein, bis an die Schädeldecke." (S.81)
 

Diesen geschriebenen Appetithappen habe ich innerhalb von zwei Tagen regelrecht inhaliert.
 

Fazit: Wer eine besondere Geschichte sucht, der ist hier genau richtig. Ich kann nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Auch wenn das Lesejahr 2018 noch recht jung ist, so zählt dieses Buch bereits jetzt zu meinen Highlights.
 

Bewertung: 5/ 5 Sternen

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